Autor: 
Maute, Deborah
Jahr: 
2020
Preis: 
0,00€

Bachelorarbeit, Fachbereich Wirtschaftsingenieurwesen/International Management, 128 Seiten, dt.

Zusammenfassung:

Die vorliegende Arbeit hat das Ziel, soziale Auswirkungen der Rohstoffgewinnung und Herstellung von Lithium-Ionen-Batteriezellen (LIB) in Elektrofahrzeugen herauszuarbeiten. Aufgrund der hohen Komplexität und Materialvielfalt bei der Produktion konzentriert sich die Auswertung auf die vier Hauptbestanteile einer Batteriezelle: Kathode, Anode, Elektrolyt und Separator. Dafür werden Indikatoren entwickelt, anhand derer eine Auswertung Aufschluss über die soziale Nachhaltigkeit geben soll. Ein dahingehend entwickelter Kriterienkatalog zeichnet länderspezifische Fortschritte in den Rubriken Existenzsicherung, Arbeit, Bildung, Gesundheit und Chancengleichheit zwischen den Geschlechtern ab. Abschließende Handlungsempfehlungen für Hersteller und Konsumenten geben praktische Umsetzungshinweise im Umgang mit den gewonnenen Erkenntnissen.

An der Rohstoffgewinnung, Weiterverarbeitung und Produktion einer LIB sind die Länder Australien, Argentinien, Chile, China, die Demokratische Republik (DR) Kongo, Japan, die Republik Korea, die Philippinen und Südafrika wesentlich beteiligt. Aufgrund dessen werden diese Länder zur Evaluation der sozialen Nachhaltigkeit analysiert.

Der länderspezifische Human Development Index (HDI) spiegelt den ungefähren positiven wie negativen Einfluss auf die Soziale Nachhaltigkeit von Elektroautos wider. Australien, Japan und Korea haben die höchsten HDI Werte und überzeugen mit einer hohen Bildungsqualität, geringen Armutsraten und relativ hohen Einkommen. Außerdem resultieren ausgeprägte Gesundheitssysteme besonders in geringer Kinderarmut und hohen Lebenserwartungen. Trotzdem sind Japan und Korea im Bereich Gesundheit stark vom demographischen Wandel herausgefordert. Maßnahmen zur Reduktion der Altersarmut und die Verbesserung der allgemeinen Gesundheit sind Themen, die es zu adressieren gilt. Außerdem sind Frauen häufig bei der Bildungsförderung und Entlohnung in Unternehmen benachteiligt.

Argentinien, Chile und China sind im ausreichenden Zugang zu und der Qualität von Bildungs- und Gesundheitseinrichtungen sowie in der Entwicklung effektiver Sozialversicherungen herausgefordert. Relativ hohe Löhne in Argentinien und Chile im Bereich Bergbau zeigen allerdings die Chancen und die Nützlichkeit der Branche für den Wohlstand der Nationen auf. In China sind geringe monatliche Einkommen in Bergbau und Produktion sowie hohe Eigenbeteiligung bei Gesundheitsausgaben jedoch problematisch. Unterschiedliche Lohnniveaus zwischen Männern und Frauen sowie die vergleichsweise niedrige weibliche Erwerbsbevölkerung weisen auf eine erhöhte Chancenungleichheit hin.

Die soziale Gerechtigkeit beim Lithiumabbau in Chile und Argentinien ist stark davon abhängig, wie es den verantwortlichen Unternehmen gelingt, die Rechte indigener Bevölkerungsgruppen ernst zu nehmen sowie deren Lebensgrundlage, nämlich Land und Landwirtschaft, zu schützen und zu erhalten.

Die monopoloartige Stellung Chinas bei der Weiterverarbeitung von Rohstoffen, Vorprodukten und Zusammensetzung von LIB Zellen bringt eine große Abhängigkeit mit sich und weitere Entwicklungen sind von hoher Aussagekraft für die soziale Nachhaltigkeit. Dem Land kommt dadurch nicht nur eine immense Verantwortung zu, sondern auch die Möglichkeit, Veränderungen zu bewirken, vor allem im Bereich der Elektromobilität.

Länder, wie die Philippinen, Südafrika und DR Kongo haben den geringsten HDI Wert in diesem Ländervergleich. Relativ hohe Armutsraten, geringe Lohnniveaus sowie geringere Lebenserwartungen sind bezeichnend für die sozialen Missstände der Länder. Dabei ist die DR Kongo mit Abstand am problematischsten. Die Analyse hat gezeigt, dass die Ungleichheiten in Arbeit, Bildung, Wohlstand und Gesundheit im Vergleich zu anderen Ländern enorm sind und vor allem Kinder und Frauen Benachteiligungen erfahren. Dies wird durch ein schwaches Gesundheitssystem und die mangelnden sozialen Dienstleistungen verstärkt.

In den Philippinen, der DR Kongo und Südafrika ist Kinderarmut ein großes Problem. Kinder sind häufig von einkommensbedingter Armut betroffen und dadurch benachteiligt. Die Benachteiligung hat starke Auswirkungen auf Bildung und Gesundheit, da die Zugänge zur Bildung und Gesundheit immer noch stark vom Einkommen abhängig sind. Somit steigern hohe Arztkosten oder unzureichendes Wissen über Hygieneregeln sowie Nahrungsengpässe die Sterblichkeit und Unterernährung von Kindern. Das betrifft auch höher entwickelte Länder wie Chile oder China. Zudem ist anzunehmen, dass Kinder, die in einkommensbedingter Armut leben, eher in Kinderarbeit verfallen und häufig nicht mehr die Schule besuchen.

Südafrika und die Philippinen verfügen über ein ausgeprägtes Sozialsystem, hinken aber in Bezug auf die Zugänge und Qualität der Gesundheits- und Bildungseinrichtungen. Hinsichtlich der sozialen Umstände in den Philippinen sind zwischen 2014-2019 deutliche Fortschritte zu erkennen und aktuelle Investitionen in Sozialprogramme geben Anlass, weitere positive Entwicklungen zu erwarten.

Eine Verbesserung der Nachhaltigkeit bei der Produktion von Batteriezellen in Elektrofahrzeugen ist noch lange nicht abgeschlossen und zukünftige Handhabungen und Entwicklungen in der Elektromobilität zeigen, ob man solche als tatsächlich nachhaltig bezeichnen kann.

Hierzu können Unternehmen durch die Zusammenarbeit mit Nachhaltigkeitsinitiativen oder Zertifizierungsnormen Veränderung bewirken. Online Plattformen können Unternehmen bei der Risikobewertung und -analyse unterstützen. Beispielhaft für fortschrittliche Konfliktlösungen steht der niederländische Smartphone Hersteller Fairphone, welcher auf enge Kooperation mit den Lieferanten und Qualität statt auf termingerechte Lieferleistung setzt.

Zudem haben Konsumenten durch ihre Kauf- bzw. Nicht-Kaufentscheidungen einen wesentlichen Einfluss auf Marktentwicklungen und können durch ihr Konsumverhalten Einfluss auf die nachhaltige Entwicklung von Elektrofahrzeugen nehmen.