WUS-Gründungsmitglied Peter Weinert ist verstorben

Wir betrauern den Tod unseres Gründungsmitglieds Peter Weinert. Am 31. Januar 2015 ist Peter Weinert im Alter von 93 Jahren verstorben. Er gehört zu den Gründungsmitgliedern des deutschen Komitee des World University Service (WUS) und hat den Aufbau des WUS seit Ende der 40er Jahre maßgeblich mitgestaltet. Die Trauerfeier findet am Dienstag, 10. Januar 2015, um 9:00 Uhr am Parkfriedhof Lichterfelde (Thuner Platz 2-4, 12205 Berlin) statt.

Peter Weinert  von der Deutschen Studentenschaft nahm als einziger Deutscher Vertreter im Jahr 1948 an der Sommerkonferenz des International Student Service (ISS) in Combloux als Beobachter teil. Ziel war es, ein deutsches ISS-Komitee mit lokalen Gruppen an den Hochschulen zu gründen. In einer Arbeitstagung im September 1949 in Heidelberg wurde der Grundstein zur vielfältigen Arbeit des WUS gelegt.

In den 50ger Jahren nahm Peter Weinert an einer Reihe von nationalen und internationalen Aktivitäten des WUS teil und war von Beginn an persönliches Mitglied des WUS und 1961-1965 im Vorstand tätig. Herr Weinert hat auch während seiner Zeit als Rechtsanwalt in Paris und Deutschland immer Kontakt zum WUS und der Geschäftsstelle gehalten und wertvolle Anregungen für unsere Arbeit gegeben.

Sein Werdegang war vielseitig: Nach dem Abitur in Berlin schrieb sich Weinert an der Friedrich-Wilhelms-Universität für Volkswirtschaft ein. Zur Wehrmacht einberufen, war er Ordonnanzoffizier. Als Berlin nach der Kapitulation zunächst allein von der Roten Armee besetzt war und die Westmächte erst im Juli 1945 dazukamen, ging Weinert nach Hamburg. Da ehemalige Offiziere an der Universität Hamburg nicht zugelassen wurden, immatrikulierte er sich im Herbst 1945 an der Christian-Albrechts-Universität. Dort betrieb er 1946 die Gründung des Collegium Albertinum (Kiel), dessen erster Vorsitzender er wurde.

In den AStA gewählt, wurde er Auslandsreferent und befreundete sich mit Kurt Frey im Studentenwerk. Als der Zonenrat der Britischen Zone 1946 zur ersten Tagung in Bonn zusammentrat, wurde Weinert zum ersten Präsidenten gewählt. Als solcher kooperierte er mit dem Studentenwerk, dem DAAD, der Studienstiftung des deutschen Volkes und der Westdeutschen Rektorenkonferenz. Mit Hermann Lommel aus der amerikanischen Besatzungszone organisierte er die erste gesamtdeutsche Kultusministerkonferenz unter dem Vorsitz von Walter Hallstein in Hannover. Aus der Sowjetischen Besatzungszone kam Paul Wandel.

Seit 1948 an der Universität Hamburg, wurde Weinert vom britischen Hochschuloffizier gebeten, die deutsche Gruppe des World University Service wieder aufzubauen. Die für Rangoon geplante erste Nachkriegskonferenz wurde wegen eines Aufstands in Burma nach Combloux in Frankreich verlegt. Zurück in Hamburg, gab Weinert die AStA-Arbeit auf und widmete sich dem WUS. Nach dem 15-jährigen Vorsitz war er über Jahrzehnte Vorsitzender des Freundeskreises des WUS. Als der Verband Deutscher Studentenschaften gegründet werden sollte, beteiligte sich Weinert am Entwurf der Satzung. Nach der Teilnahme an der Gründungsversammlung in Marburg zog er sich in den informellen Freundeskreis des VdS zurück. 1951 wurde Weinert in Kiel beim Corps Palaiomarchia-Masovia aktiv.

Von jeher an Wirtschaft und Währung interessiert, studierte Weinert in Kiel zunächst Volkswirtschaft und hörte Karl Schiller. Als Assistent von Hermann Ehlers, dem damaligen Bundestagspräsidenten, vertrat er den Sekretär im Finanzausschuß des Bundestages unter Robert Pferdmenges. In Washington, D.C., machte er ein Praktikum beim Internationalen Währungsfonds. Er folgte dem Rat von Prof. Thomae, dem Finanzvorstand der Volkswagen AG, und wechselte nach dem ersten VWL-Semester zu Jura.
Als er nach dem Ersten Juristischen Examen in Hamburg auf eine Referendarstelle warten mußte, machte er ein Praktikum bei der Deutschen Bank. Dort lernte er Carl Wiggert kennen, der ihn mit Aufgaben betraute.

In Berlin als Rechtsanwalt zugelassen, ging er nach Genf. Dort arbeitete seine mexikanische Frau Alicia, die er in Washington kennengelernt hatte. Am Institut für Hohe politische Studien wollte er eine Lizenz (Examen) machen und bei Wilhelm Röpke promovieren. Als der Sohn zur Welt gekommen war, trat Weinert am 1. April 1957 in Düsseldorf in die Commerzbank. Nach einer Banklehre in Stuttgart und einer Sonderausbildung in mehreren Filialen, kam er über Bonn nach Düsseldorf zurück. Dort wurde er in den Vorstand einer Konsortialbank entsandt, die mit der Banque Nationale de Paris, der Bank of America und der Banque Lambert kooperierte und das Afrikageschäft der Großindustrie unterstützen sollte.

Von 1967 bis 1971 war Weinert bei einer Aktiengesellschaft in Paris. In Frankfurt am Main sollte er die Bankenkooperation Euro-Partner (Crédit Lyonnais, Banca di Roma, Banco Hispano Americano, Commerzbank) aufbauen. Kurz vor der Ölkrise wurde auf französische und ägyptische Initiative hin eine arabisch-europäische Bankengruppe in London, Paris, Rom, Japan, USA und Deutschland gegründet. In jeder dieser Bankengruppen waren Banken aus allen Ländern der Arabischen Liga vertreten. Unter den europäischen Banken lag die deutsche Federführung bei der Commerzbank. Weinert war delegiertes Verwaltungsratsmitglied. Er siedelte die Bank in Luxemburg mit einer Filiale in Frankfurt am Main an. Während fünf Jahren in allen arabischen Ländern erlebte er den Jom-Kippur-Krieg in Kairo. Als das Projekt auseinanderfiel und die Commerzbank ausstieg, war Weinert in der Auslandsabteilung für Europa (mit der DDR und der Sowjetunion) und Afrika (mit Südafrika und Rhodesien) zuständig.

1982 wurde er Chef de Cabinet der Internationalen Handelskammer in Paris. Mit dem deutschen Generalsekretär arbeitete er für die World Business Organisation, den Schiedsgerichtshof und das International Maritime Bureau und hielt Verbindung zu den 60 Landesgruppen. Ende der 1980er Jahre begann er zugleich bei Wenner & Cie., der ältesten deutschen Anwaltskanzlei in Paris, zu arbeiten. Bei der sog. Wiedervereinigung zog es ihn ins heimatliche Berlin. In Ost-Berlin beriet er die Verkehrsbauunion. Mit der Treuhand, gegen die Treuhand, ohne die Treuhand“ bereiste er ganz Mitteldeutschland. Das „Haus der Menschenrechte“ in Berlin zerschlug sich. Mit einem Düsseldorfer Freund betrieb er zuletzt eine Kanzlei in Berlin.