Sachsen: Projektabschluss „Gewässerschutz in der Bergbaunachsorge in Peru“
Burkhard Huth, Sächsisches Staatsministerium für Energie, Klimaschutz, Umwelt und Landwirtschaft, November 2022
Resümee
Im Oktober 2022 endete nach über zweijähriger Bearbeitungszeit das Kooperationsprojekt „Gewässerschutz in der Bergbaunachsorge in Peru“ im Bund-Länder-Programm des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung. Unter Leitung der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH und mit Kofinanzierung durch den Freistaat Sachsen wurden Vorschläge für zwei Bergbaustandorte in den Provinzen Arequipa und Puno im Süden Perus erarbeitet, die an die örtlichen Bedingungen angepasste Lösungsmöglichkeiten für den Einsatz umweltfreundlicher Technologien für einen nachhaltigen Gewässerschutz in der Bergbaunachsorge und das Management begrenzter Wasserressourcen aufzeigen. In einem Diskussionsprozess mit Angehörigen nationaler und subnationaler Behörden sowie lokalen Akteuren, darunter Angehörigen indigener Bevölkerungsgruppen, wurden Möglichkeiten einer Bürgerbeteiligung erprobt. Ein Novum in der peruanischen Bergbaunachsorge war die Einrichtung von Grundwassermessstellen zur Überwachung der Wassergüte und bedarfsweisen Ableitung von Verbesserungsmaßnahmen. Unter Einbeziehung von Erfahrungen sächsischer Standorte, die von einer peruanischen Delegation besichtigt wurden, und der für Peru und Deutschland geltenden rechtlichen Regelungen entstand so ein technischer Leitfaden, der die Kompetenzen peruanischer Behörden bei der Umsetzung geltender Gesetze zum Gewässerschutz in der Bergbaunachsorge unterstützen wird. Das Projekt trägt zur Verwirklichung des Nachhaltigkeitsziels 6 „Sauberes Wasser und Sanitäreinrichtungen“ bei.
Veranlassung
Die Andenregion ist reich an Rohstoffen wie Lithium, Kupfer, Gold, Silber sowie Kobalt und Nickel, die unter anderem für die Energie- und Verkehrswende perspektivisch immer stärker nachgefragt werden. Der aktive Bergbau in den Andenländern spielt somit eine wesentliche Rolle für den breiten Einsatz klimafreundlicher Technologien, erzeugt aber auch Nutzungskonflikte insbesondere durch potenzielle Überbeanspruchung und Schädigung natürlicher Wasserressourcen. Vor allem in Wassermangelgebieten konkurriert der Bergbau mit dem gleichzeitigen Bedarf in Siedlungen, Land- und Fischwirtschaft, so auch in Peru. Das Land hat eine vollständige Administrationsstruktur zur Bergbaunachsorge aufgebaut. Wirksame Mechanismen des Gewässerschutzes sind eine wesentliche Voraussetzung zur Minimierung der Beeinträchtigung lokaler Gewässerstrukturen sowie örtlicher Schadstoffeinträge. Das Know-how für eine effektive Umsetzung der vorhandenen Gesetze zum Gewässerschutz in der Bergbaunachsorge muss in den subnationalen Verwaltungsebenen gestärkt werden. Ziel eines Kooperationsprojekts im Bund-Länder-Programm des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) war es daher, die in Sachsen bestehenden langjährigen Erfahrungen zu nutzen, um in ausgewählten Verwaltungseinheiten Perus den notwendigen Kapazitätsaufbau zur Implementierung internationaler Standards des Gewässerschutzes in der Bergbaunachsorge zu unterstützen.
Projekteckdaten
Unter Leitung der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH wurde im Auftrag des BMZ und mit Kofinanzierung des Sächsischen Staatsministeriums für Energie, Klimaschutz, Umwelt und Landwirtschaft von Juni 2020 bis Oktober 2022 das Projekt „Gewässerschutz in der Bergbaunachsorge in Peru“ mit einem Gesamtumfang von rund 425.000 Euro durchgeführt. Eine pandemiebedingte Verlängerung der Projektlaufzeit konnte kostenneutral umgesetzt werden. Implementierungspartner war das Dresdner Grundwasserforschungszentrum e. V. in Kooperation mit dem Geokompetenzzentrum Freiberg e. V. Weiterhin waren die Projektbüros der GIZ und der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) im Rahmen des Kooperationsprojekts „Regionale Kooperation zur nachhaltigen Gestaltung des Bergbaus in den Andenländern (MINSUS)“ in die Zusammenarbeit einbezogen.
Projektumsetzung und Ergebnisse
Das Modul 1 beinhaltete Fallstudien an zwei Referenzstandorten (Madrigal und Los Rosales) in den Provinzen Arequipa und Puno im Süden Perus zur Erarbeitung eines technischen Leitfadens. Während einer Expertenreise wurden zunächst Grundwassermessstellen zur Situationsanalyse installiert und punktuelle Beprobungen vorgenommen. Mit Zwischenauswertungen sowie Trainings zur Grundwasserprobenahme wurde die Bestandsaufnahme bei einer zweiten Reise fortgesetzt. Dabei überzeugten sich die Reisenden zugleich von bereits praktizierten Maßnahmen zum nachhaltigen Umgang mit der knappen Ressource Wasser im nationalen Schutzgebiet Reserva Nacional Salinas y Aguada Blanca, welches durch die NGO DESCOSUR bewirtschaftet wird.
In die Auswertung der Analyseergebnisse wurden vergleichende Betrachtungen der für Deutschland und Peru geltenden rechtlichen Regelungen sowie Praxisbeispiele aus Sachsen einbezogen. So entstand in stetigem Austausch mit den verantwortlichen nationalen und subnationalen Behörden sowie lokalen Akteuren, darunter Angehörigen indigener Bevölkerungsgruppen, ein technischer Leitfaden, in welchen Praxisbeispiele aus Sachsen und situationsspezifische Lösungsvorschläge für die ausgewählten Referenzstandorte in Peru zusammengestellt sind. Basierend auf den vor Ort gewonnenen Erfahrungen werden im Leitfaden zugleich mögliche Ansätze und Formen für eine Bürgerbeteiligung behandelt. Diese Konzepte zum Einsatz von umweltfreundlichen Technologien für einen nachhaltigen Gewässerschutz in der Bergbaunachsorge sind an die lokalen Bedingungen angepasst und werden den peruanischen Partnern in englischer und spanischer Sprache zur Verfügung stehen.
Im Modul 2 führte eine Studienreise im September 2022 die peruanischen Teilnehmenden an sächsische Referenzstandorte in Dresden und Freiberg. Dort hatten sie Gelegenheit zum Erfahrungsaustausch. Auf dieser Grundlage können sie die erarbeiteten Lösungsvorschläge weiter anpassen und zur Informations- und Wissensverbreitung in andere Regionen Perus beitragen.
Während einer Abschlusskonferenz am Ende der Studienreise wurden die Projektergebnisse und der technische Leitfaden einem breiten Publikum peruanischer und deutscher Fachleute präsentiert. Dies trägt zum Aufbau eines Informations- und Wissensnetzwerkes zwischen den beteiligten Einrichtungen bei, welches auch für künftige Kooperationsprojekte genutzt werden soll.
Einordnung und Perspektiven
Mit den im Projekt realisierten Austausch- und Vernetzungsaktivitäten wurde das spezifische sächsische Know-how zum Gewässerschutz in der Bergbaunachsorge für die beteiligten peruanischen Akteurinnen und Akteure in Behörden, bei Betreibern und lokaler Bevölkerung nutzbar gemacht. Vor allem die Schulungsmaßnahmen vor Ort vermittelten den Beteiligten ein Bewusstsein für die Qualität der Ressource Wasser. Mit den vor Ort installierten Messstellen besteht erstmals die Möglichkeit zum selbstständigen Monitoring ausgewählter Güteparameter im Grundwasser. Bisher existieren in Peru noch keine Vorschriften zur Grundwasserprobenahme. Der erstellte technische Leitfaden ermöglicht die Übertragbarkeit der vorgeschlagenen Maßnahme auch auf andere Regionen Perus und Südamerikas, was zu einer transparenteren Kommunikation sowie zur Ableitung von Handlungsbedarf und Verbesserungsmaßnahmen beiträgt.
Damit wird zugleich das Modulziel 3 des GIZ/BGR-Kooperationsvorhabens MINSUS „Entwicklung und regionale Verbreitung von Konzepten zum Einsatz von umwelt- und klimafreundlichen Technologien im Bergbau“ unterstützt. Die erarbeiteten Lösungskonzepte fließen auch in weitere Aktivitäten des Vorhabens ein und werden damit in Peru und der Andenregion weiterverbreitet und multipliziert.
Insgesamt dienen die Projektergebnisse der Umsetzung des Nachhaltigkeitsziels 6 „Sauberes Wasser und Sanitäreinrichtungen“ und des Nachhaltigkeitsziels 12 „Nachhaltige/r Konsum und Produktion“.
Während der in Peru (Arequipa, Puno und Lima) sowie in Sachsen (Freiberg) durchgeführten Workshops wurde zugleich das Interesse an weiterem wissenschaftlichem Erfahrungsaustausch deutlich, beispielsweise durch den Austausch Studierender. Eine peruanische Masterstudentin der TU Bergakademie Freiberg hat im Modul 2 aktiv an der Durchführung der peruanischen Delegationsreise zu sächsischen Standorten mitgewirkt. Im Rahmen der Projektaktivitäten schloss ein chilenischer Student an der TU Bergakademie Freiberg seine Masterarbeit erfolgreich ab. Mittlerweile trägt er als Consultant in seinem Heimatland zur Verbreitung der Projektergebnisse und entwickelten Lösungsansätze bei. Dies verdeutlicht die Chancen auch zur wirtschaftlichen Nutzung der neuen Erkenntnisse.
Info: Sächsisches Staatsministerium für Energie, Klimaschutz, Umwelt und Landwirtschaft, Referat 22 EU, Internationale Zusammenarbeit, Querschnittsthemen EU, Wilhelm-Buck-Straße 4, 01097 Dresden, Ansprechpartner: Burkhard Huth, Tel. 0351 564-22202, burkhard.huth[at]smekul.sachsen.de, www.sachsen.de